TROCKENBAU
Journal 3 2015
AK T UE L L
Fotos: Bundesverband Systemböden e. V.
ten und Ingenieurbauwerke regelt, jedoch nicht
für Ausbaugewerke, wie Systemböden. Für Aus-
baugewerke/Ausbausysteme sind im Allgemei-
nen zusätzliche Überlegungen erforderlich. Das
wird im Eurocode 1 zwar inhaltlich weiter ver-
folgt, aber explizit nicht in einem Satz vermerkt.
In der Praxis bieten die Anwendungsrichtlinien
die Grundlagen zu Festigkeits-, Standsicherheits-
und Verformungsaspekten für Systemböden für
Architekten und ausführende Unternehmen.
KONSTRUKTIONSGRUNDLAGEN
Systemböden funktionieren über eine Trag-
schicht, die einwirkende Kräfte an die Stützen
(Auflagerpositionen) weiterleitet. Von dort
werden die Kräfte in die Deckenkonstruktion
des Gebäudetragwerks (z. B. Betondecke) wei-
tergegeben. Bei Doppelböden liegt jede Dop-
pelbodenplatte auf 4 Stützen auf, wobei eine
Stütze im Regelfall 4 aneinandergrenzende
Plattenecken aufnimmt. Beim Hohlboden
liegt die Tragschicht eines geschlossenen Flä-
chenverbundes auf vielen Stützen auf.
Bevor die Last die primäre Deckenkonstruk-
tion (z.B. Betondecke) erreicht, muss der Sys-
temboden als Konstruktionseinheit aus Trag-
schicht und Unterkonstruktion die Lasten
zerstörungsfrei und mit geringster, möglicher
Verformung aufnehmen.
BELASTUNG AUS DER RAUMNUTZUNG
Die vertikale Belastung von Systemböden
erfolgt in der Regel durch Mobiliar, technische
Einrichtungen und Personen. Durch Transpor-
te z. B. mit Handhubwagen (für große Men-
gen Papier, technische Einheiten etc.) oder
Gabelstapler treten auch dynamische Lasten
auf. Ein Teil dieser bewegten Lasten wirkt
zugleich horizontal. Charakteristisch für die
wirkenden Lasten sind die begrenzten Auf-
Systemböden:
Anwendungsrichtlinien,
Lastanforderung und Konstruktion
Im Ausbau mit Systemböden ist
mit der aufgeständerten
Konstruktionsweise besondere
Aufmerksamkeit auf die
Tragfähigkeit zu richten.
Denn der Boden muss an „jeder“
Stelle halten. Parallel zu den
Normen stehen dabei die
Planungsgrundlagen mit den
Anwendungsrichtlinien, die
Lastanforderungen und
Konstruktion von Systemböden
in einem engen Zusammenhang.
H
ohl- und Doppelböden, mit ihrem
verfügbaren Bodenhohlraum für die
Leitungsführung, haben längst in vie-
len Gebäuden Einzug gehalten. Doch insbe-
sondere die auf Stützen aufliegende Tragschicht
Tragfähige
Konstruktion
ACHTUNG. Im Versagensfall besteht
bei Systemböden die reale Gefahr des Einbrechens.
dieser Systemböden erfordert, im Zusammen-
hang mit den Belastungen aus der Raumnut-
zung, eine besondere bautechnische Betrach-
tung. Dazu dienen die Anwendungsrichtlinien
zu den Normen DIN EN 12825 Doppelböden
und DIN EN 13213 Hohlböden. Die Normen
sind Klassifizierungs- und Prüfnormen. Darin
werden technische Anforderungen und Prüf-
verfahren beschrieben. Die Anwendung hin-
sichtlich konkreter Anforderungen bezüglich
der Gebrauchs- und Verkehrstauglichkeit von
Doppelböden bzw. Hohlböden erfolgt mittels
der Anwendungsrichtlinien. Sie werden vom
Bundesverband Systemböden e. V. herausgege-
ben, dem Fachunternehmen der Systemboden-
branche aus Deutschland, der Schweiz und
auch Österreich angehören. Eine überarbeitete
Fassung ist im November 2014 in 6. Auflage
neu erschienen.
Wichtigste Änderung ist die Einpflege des
normativen Verweises auf den Eurocode 1, der
die Einwirkungen auf Tragwerke für Hochbau-
20
AUTOREN
Dip.-Ing. (FH)
Hermann-Josef Hosters
Dipl.-Ing. Hermann-Josef Hosters studierte Bauingenieurwesen an
der Gesamthochschule Essen. Seit 2008 unterstützt DI Hermann-Josef
Hosters den Bundesverband Systemböden e. V. als Pressereferent.
Bernhard Schmelmer
Institut für Systembodentechnik; Studium an der Fachhochschule
Rosenheim; Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger zu
Doppelböden und Hohlböden. Mitarbeiter in verschiedenen nationalen
und europäischen Normungsgremien.
e-mail: