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TROCKENBAU
Journal 3 2015
AK T UE L L
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Fotos: TGM, shutterstock/bepsy
tierter Schall, der später als 50 ms (0,05 Sekun-
den) nach dem Direktschall bei der zuhören-
den Person ankommt, wirkt störend, da die
gesprochene Silbe zweimal kurz hintereinander
gehört wird. Reflexionen, die innerhalb dieser
Zeitspanne ankommen wirken aber unterstüt-
zend und können den Sprechaufwand für die
vortragende Person erheblich entlasten. Für
Musikdarbietungen gibt es eine vergleichbare
Kenngröße (Klarheitsmaß C
80
).
Es ist wichtig den Raum so zu gestalten, dass
die möglichen Reflexionen entweder zur
Unterstützung günstig gelenkt oder durch die
Anordnung von geeigneten Schallabsorbern an
den richtigen Positionen unterdrückt werden.
Generell möglichst viele Flächen im Raum
hochabsorbierend auszuführen kann demnach
auch kontraproduktiv sein. Abb. 1 zeigt, dass
ein reflektierter Schallanteil eine Laufzeit auf-
weist, die deutlich über den noch als günstig
erachteten 50 ms liegt und so für die im Audi-
torium vorne sitzenden Personen störend
wirkt. Mit richtiger Anordnung von Absor-
bern und Reflektoren können die störenden
Effekte vermieden werden (Abb. 2 u. 3). Die
Abbildungen 1 bis 3 sind an die Darstellung
in ÖNORM B 8115-3 angelehnt.
MODERNE SIMULATIONSPROGRAMME
Die genannten Kennwerte können bereits in der
Planungsphase mit entsprechender Software vir-
tuell im Modell optimiert werden. Diese Arbei-
ten bewerkstelligen wir in der Versuchsanstalt
am TGM mit modernen Simulationsprogram-
men. Mit diesen Methoden können Räume im
Anspruchsvolle Raumakustik
Spezifische Eigenschaften
von Absorberelementen
Der Physiker Wallace Clement Sabine formulierte vor etwas mehr als 100 Jahren den Zusammenhang
zwischen dem Ausmaß der Halligkeit (Nachhallzeit) in Räumen, dem Raumvolumen und den
schallabsorbierenden Flächen bzw. Elementen.
D
ie Nachhallzeit hat sich als globale
Größe zur Kennzeichnung der raum-
akustischen Bedingungen in Räumen
etabliert. Zu beachten ist, dass die Nachhall-
zeit eine frequenzabhängige Größe ist, das
heißt, sie ist für die unterschiedlichen Töne
nicht gleich lang.
Die Basisanforderungen an die raumakusti-
sche Qualität werden raumnutzungsabhängig
über die Nachhallzeit ausgewiesen. Die Min-
destanforderungen imHinblick auf Hörsamkeit
und Lärmminderung finden sich in der OIB-
Richtlinie 5, Schallschutz, Kapitel 3 – Raum-
akustik. In der genannten Richtlinie wird
jedoch explizit darauf hingewiesen, dass dieses
Anforderungskonzept für Räume mit spezifi-
schen raumakustischen Qualitätsansprüchen
(z.B. Vortragsräume, Theater, Konzertsälen etc.)
nicht gilt. Für derartige Räume sind eingehen-
dere Planungen vorzunehmen. Die Berücksich-
tigung nur der Nachhallzeit ist in solchen Fällen
absolut nicht ausreichend, um die geforderten
Ansprüche erfüllen zu können. Trotz optimaler
Nachhallzeit wird das raumakustische Erleben
nicht den Erwartungen entsprechen.
UNTERSCHIEDLICHE KENNGRÖSSEN
Für in raumakustischer Hinsicht anspruchs-
volle Räume gibt es spezifische Kennwerte, die
jeweils nach Raumnutzung betont beachtet
werden müssen.
Wenn Sprachdarbietungen im Vordergrund
stehen, beschreibt der Sprachübertragungsin-
dex STI wie gut eine sprachlich geäußerte
Nachricht an bestimmten Positionen im zu
betrachtenden Raum verstanden werden kann.
Eine weitere Kenngröße zur Bewertung der
Sprachverständlichkeit an einer bestimmten
Position im Raum ist die sogenannte Deutlich-
keit (D
50
). Von den Raumoberflächen reflek-
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„Schallschutz begreifen – Grundkurs“
Termin: 15. Oktober, 09:00 – 17:00 Uhr
„Schallschutz begreifen – Fachseminar“
Termine: 19. November, 09:30 – 16:00 Uhr
„Raumakustik – Grundkurs“
Termine: 26. November, 09:30 – 15:00 Uhr
Im Fachseminar werden theoretische Wissensgebiete als auch
tiefergehende, konstruktive Aufgabenstellungen erarbeitet.
SEMINARE
HÖRGENUSS.
Für Räume mit spezifischen, raumakustischen
Qualitätsansprüchen sind eingehende
Planungen vorzunehmen.
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