TROCKENBAU
Journal 2 2016
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Fotos: Fermacell
Von Grund auf ideal
Trockenestrichkonstruktionen bieten Vorteile (Teil 1 von 4)
Die Anforderungen an die moderne Gebäudetechnik sind in den letzten
Jahren immer komplexer geworden. Komfortwünsche wie auch hohe
Ansprüche an Brandschutz, Statik oder Schallschutz bzw. Nachhaltigkeit,
Kosten- und Energieeffizienz stehen zunehmend im Vordergrund.
F
unktionale Leichtbaukonstruktionen
haben sich als äußerst flexibel erwiesen
und können zeitgemäßen, bautechni-
schen Anforderungen entsprechen – nicht
zuletzt im Boden- bzw. Estrichbereich. Viele
am (Trocken-)Bau beteiligte Firmen und Per-
sonen suchen nach innovativen Lösungen, die
zu einer Bauzeitersparnis führen, eine günsti-
gere Gebäudestatik bewirken, Feuchtigkeits-
eintritt vorbeugen und einen Komfortverlust
verhindern.
HOHES ZUKUNFTSPOTENZIAL
Eine praktische Alternative zum zementären
Nassestrich, die all die genannten Wünsche
vereint, ist der schnell und unkompliziert ver-
legbare Trockenestrich, der hierzulande – bei-
spielsweise im Vergleich zu Deutschland oder
Tschechien – ein noch eher stiefmütterliches
Dasein fristet. Zu Unrecht, denn die Vorteile
von Trockenbodenkonstruktionen und ihr
Zukunftspotenzial liegen auf der Hand: Bereits
24 Stunden nach der Verlegung können die
Trockenestrichelemente, nach Aushärten des
Klebers, weiterverarbeitet und mit nahezu allen
Bodenbelägen (auch im Sanitärbereich) verlegt
werden, während bei Nassestrichen oft Wochen
vergehen, bis die Belegreife erreicht ist.
Zudem entsteht beim Verlegen keine zusätz-
liche und gefürchtete Baufeuchte, die oft für
Schimmel oder Rissbildungen verantwortlich
sein kann. Zur Veranschaulichung: Wer auf
einer ca. 100 bis 130 Quadratmeter großen
Wohnfläche einen zementären Nassestrich ver-
legt, könnte vor dem Einzug eine mit Wasser
gefüllte Badewanne ausleeren. Das ist ungefähr
die Menge Wasser, welche durch Nassestriche
in das Gebäude eingebracht wird.
AUTOR
Ing. Thomas Grudl
Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger;
Technischer Leiter Fermacell GmbH, NL Österreich;
verantwortlich für Österreich, Slowenien und Kroatien
E-Mail:
MODERN.
Die Vorteile von
Trockenbodenkonstruktionen
liegen auf der Hand.
Darüber hinaus bereiten Trockenestrichele-
mente aufgrund ihres geringen Gewichts keine
statischen Probleme (z. B. bei Holzbalkende-
cken) und eignen sich auch für Fußbodenhei-
zungssysteme – stellen also keinen Komfort-
verlust hinsichtlich der Wohnraumtemperie-
rung dar. Einige Hersteller legen außerdem
Wert auf geprüfte Gesamtkonstruktionen, die
sowohl die gesetzlich vorgegebenen Brand-
schutzanforderungen erfüllen, als auch sehr
gute Tritt- und Luftschalleigenschaften sowie
Wärmedämmung bieten.
ACHTUNG: KEINE NORMATIVE
REGELUNG FÜR OFFENE SYSTEME
Trockene Bodensysteme eignen sich mit ihren
verschiedenen Systemaufbauten nicht „bloß“ für
Sanierungen oder Dachgeschossausbauten im
privaten Bereich. Selbst für stark beanspruchte
Einsatzbereiche wie in Büro- und Verwaltungs-
gebäuden, Krankenhäusern, Kindergärten oder
Hotels sind sie die ideale Lösung. Einige Firmen
bieten geprüfte Trockenestrich-Systemlösungen
für den jeweiligen Anwendungsfall an.
Es gibt allerdings wohlgemerkt keine norma-
tive Regelung für offene Trockenestrich-Systeme.
In der in Österreich gültigen ONR 23415
(ON-Regel 23415 – Trockenestriche aus Gips)
wird hierzu generell auf Herstellerangaben ver-
wiesen. Wenn die vom Hersteller geprüften
Gesamtkonstruktionen, bestehend aus meist
mehreren Teilschichten, durch am Bau betei-
ligte Personen aus deren Erfahrung verändert
werden, verschiebt sich die Verantwortung für
den Gesamtaufbau in deren Bereich.
Teil 2/Ausgabe 3: „Statik“ bei Trockenestrichen