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Fotos: Walter Luttenberger Photography
schwer zu vermieten sein, meint Kopeinig.
Bedarf an Kleinwohnungen bestehe in der
Gegend aber sehr wohl. Die Planung sah deshalb
drei kleine, aber flexibel bespielbareWohneinhei-
ten mit jeweils 55 Quadratmetern und drei Zim-
mern vor. „Vom jungen Studentenpaar über ein
Single mit Kind bis hin zum Freiberufler, vielen
Menschen ist mit einem zweiten Schlafzimmer
sehr geholfen“, sagt Kopeinig, „sei es als Kinder-
zimmer, Arbeitszimmer oder als Hobbyraum.“
Und das Interesse der Mieter gibt ihmRecht. Seit
Anfang Mai ist das Bauvorhaben nun fertig
gestellt, Anfang Juni waren bereits alle drei Woh-
nungen vermietet. Doch bis es soweit war, wurde
klarerweise so einiges an Arbeit investiert. Archi-
tekt Kopeinig, der Köstenberger Bautischler
Spendier Giselher und dieWernberger Zimmerei
Lepuschitz wirkten dabei Seite an Seite. „Es ist
eine gute Erfahrung für einen Architekten, wenn
er auch selbst baut, also Hand anlegt. Denn so
bekommt man ein besseres Gefühl für die tech-
nischen, aber natürlich auch die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen“, beschreibt Kopeinig die
Arbeit amHaus in Velden. Umgekehrt sei es aber
natürlich auch wichtig, Handwerksbetriebe mehr
an die Architektur heranzuführen, so der Archi-
Ein Haus
orientiert sich neu
Energieeffiziente Sanierung
eines Wohnhauses
Eigentümer, Planer, Handwerker und jetzt sogar Vermieter.
Bei der Sanierung eines ehemaligen Einfamilienhauses im
kärntnerischen Velden hat sich Gerhard Kopeinig vom
Ziviltechnikerbüro Arch+More als wahrer Tausendsassa entpuppt.
Und dabei nur das Notwendigste getan, wie er selbst sagt.
E
ine malerische Wanderstrecke in Velden
am Wörthersee, zwischen Villach und
Klagenfurt. Ein klassisches Einfamili-
enhaus steht am Wegesrand, unbewohnt, ver-
modert, dem Verfall preisgegeben. Gerhard
Kopeinig, Architekt und Geschäftsführer des
Ziviltechnikerbüros Arch+More, ist in dieser
Gegend aufgewachsen, verfolgt die architekto-
nische Entwicklung im ländlichen Raum seit
Jahren mit großem Interesse. Als er auf den
Leerstand am Waldrand aufmerksam wird,
kann er nicht umhin, sich bei den Besitzern
einmal zu erkundigen, was sie mit dem Gebäu-
de vorhaben. „Ich musste einfach wissen, ob
eine Sanierung bzw. – wie ich es nenne – Neu-
orientierung des Gebäudes geplant sei“, erinnert
sich der Architekt, der weiter ausführt: „Als klar
war, dass die kommende Generation kein Inte-
resse an einer Revitalisierung hat und auch die
jetzigen Hauseigentümer lieber verkaufen als
sanieren würden, dachte ich mir: Dann mach
ich es eben selbst!“ Dann mach ich es eben
selbst – ein Satz, der gut und gerne aus einer
Baumarktwerbung stammen könnte, der jedoch
wie angegossen auf die Bauaufgabe in Velden
passt. Eine Bauaufgabe, bei der Do-it-Yourself-
Gedanke, professionelle Planung und Ausfüh-
rung harmonisch ineinander greifen.
(K)EIN EINFACHES PROJEKT
Auch wenn vom Bestandsgebäude heute nur
mehr die Kubatur wiederzuerkennen ist, sagt
Gerhard Kopeinig: „Eigentlich habe ich nur das
Notwendigste gemacht.“ Insofern sei es im Prin-
zip auch ein einfaches Projekt gewesen. „Ich habe
mir die Frage gestellt: Was verlangt der Bestand
von mir? Dabei galt es die einfachen und nicht
die überkandidelten Antworten auf diese Frage
zu finden.“ Eine dieser sogenannten einfachen
Antworten war die Unterteilung des einstigen
Einfamilienhauses in drei Wohneinheiten. Denn
ein dreigeschoßiges Einfamilienhaus würde
SICHTBARE KONSTRUKTION.
Es wurde verwendet,
was da war, und ergänzt,
was notwendig war.
Zum Beispiel kann man von
der Untersicht des Dachs bis
zum Dachziegel nun die
gesamte Konstruktion sehen.
AUS EINS MACH DREI.
Das ehemalige
Einfamilienhaus wurde
mithilfe kluger
Detaillösungen zu drei
Mini-Wohnungen
umgestaltet.