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2 2016
TROCKENBAU
Journal
tekt weiter. Lokaler Planer und lokale Verarbeiter,
für Architekt Kopeinig ein schönes Beispiel nach-
haltigen Zusammenwirkens.
KLARE KONSTRUKTION
Um seinem ökologischen Bauansatz gerecht zu
werden, entschied sich Kopeinig, aus dem Be-
standsgebäude mit Energiewerten anno dazumal
ein Niedrigenergiehaus unterhalb der 55 kWh-
Grenze zu gestalten. So ist zum Beispiel die
gesamte thermische Hülle mit Glas- respektive
Steinwolle gedämmt. Wohnräume und Bäder
haben eine Komfortlüftung mit Einzellüftungs-
geräten, Holz-Alu Fenster runden das nachhalti-
ge Konzept ab. Generell, sagt der Architekt, sei
es ihm ein Anliegen gewesen, fast ausschließlich
natürliche bzw. ökologische Materialien zu ver-
wenden. Daher wurde beispielsweise nicht nur
die Fassade mit Holz versehen. Auch die Dach-
schräge bekam ein hölzernes Upgrade. Beim
Dachstuhl wurde das vorhandene Holz belassen,
jedoch mit einer Sparrenauflage aufgedoppelt. So
konnte die Konstruktion sichtbar gemacht und
Materialien gespart werden, gleichzeitig wurden
Wärmebrücken minimiert. Ganz getreu dem
Motto: Es wurde verwendet, was da war, und
ergänzt, was notwendig war. „Von der Untersicht
des Dachs bis zumDachziegel kann man nun die
gesamte Konstruktion sehen“, erklärt Kopeinig.
Auch bei der Fassade, die mit Lärchenholzlatten
verkleidet ist, ist die Konstruktion klar erkenn-
bar. Statt für eine Metallunterkonstruktion ent-
schieden sich Planer Kopeinig und die Zimmerei
Lepuschitz für eine kreuzweise verlegte Holzun-
terkonstruktion. Auch im Inneren des Gebäudes
zeigt sich die Ehrlichkeit der Konstruktion. Alle
Räume sind so offen wie möglich gehalten ohne
dabei die notwendige Raumatmosphäre zu
beeinträchtigen. So wurde zum Beispiel die Man-
sarde freigelegt und als Wohnraum geöffnet. Der
alte Keller wurde zu einem Gartengeschoß mit
talseitigem Zubau umfunktioniert. Wie gesagt:
Es wurde gemacht, was notwendig war. Lediglich
im Bereich des Sockels kam eine XPS-Dämmung
zur Anwendung. Ansonsten wurde ausschließlich
mit ökologischen Materialien gedämmt.
ALTERNATIVE FASSADENSYSTEME
IM TREND
Generell gehe der Trend in Richtung alterna-
tiver Fassadensysteme, erzählt Kopeinig. Weg
von bis zu 15 verschiedenen Materialien im
Schichtaufbau, hin zu wenigen, etwa rezyklier-
baren, aber vor allem gesundheitlich unbe-
denklichen Materialien. Materialien eben, die
auch in der Natur miteinander harmonieren.
Holz und Glaswolle zum Beispiel sei so eine
Kombination, meint der Architekt. Beim
Dreifamilienhaus in Velden kamen am Dach
zum Beispiel 70 Quadratmeter der Dämm-
platte Multimax aus dem Hause Saint-Gobain
ISOVER Austria zum Einsatz. Kein Wunder,
denn die Multimax-Dämmplatte steht für
höchste Wärmedämmleistung, ist äußerst wit-
terungsbeständig und durchgehend wasserab-
weisend. Der Nennwert der Wärmleitfähigkeit
liegt bei hervorragenden 0,030 W/m.K. Die
Montage der fäulnisfesten und schwefelfreien
Dämmplatte ging Architekt Kopeinig und
Tischlermeister Giselher prima von der Hand.
„Die Multimax-Platten waren leicht zu verar-
beiten“, erinnert sich Gerhard Kopeinig.
„Nach kurzer Beschäftigung mit dem Material,
ging alles ganz schnell und unkompliziert.“
Insgesamt haben Architekt und Tischler zu
zweit zwei Wochen für den Dachausbau
gebraucht. Generell verlief das Teamwork zwi-
schen den beiden Unternehmen richtig rei-
bungslos. Für Kopeinig so etwas wie ein Bil-
dungsauftrag: „Als Architekt muss man von
Anfang an mit dem Handwerk zusammen
arbeiten. Natürlich kann man als Planer am
Bau nicht immer selbst mit anpacken. Aber am
Handwerk vorbei zu planen, das darf nicht
sein.“
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DIE ATTRAKTIVITÄT DES STANDORTS
Beim Mehrfamilienhaus in Velden ist Kopei-
nig Bauherr, Architekt und Handwerker in
einem gewesen. Für den Kärntner eine opti-
male Gelegenheit baulich hier und da auch
etwas auszuprobieren, die Normen auch ein-
mal ein bisschen auszureizen: „Ich glaube, in
vielen Bereichen trauen wir den Konstruktio-
nen einfach zu wenig zu. Beim Projekt in Vel-
den habe ich einfach etwas mehr gewagt“,
plaudert der Architekt aus dem Nähkastl.
Schließlich wolle er auch Konstruktionen kre-
ieren, die in 50 Jahren wieder sanierbar sind.
Genauso wie das nunmehrige Dreifamilien-
haus in Velden. Doch das Thema Leerstand ist
für Architekt Kopeinig kein einmaliges Pro-
jekt. Generell müsse der ländliche Raum wie-
der attraktiver für Zuzug aus dem urbanen
und suburbanen Raum gemacht werden.
Gelungene Sanierungen oder – wie Kopeinig
sagt – Neuorientierungen von Bestandsgebäu-
den sind natürlich die ersten Schritte in die
richtige Richtung. Für Gerhard Kopeinig geht
das Thema aber noch weiter. So gelte es zum
Beispiel auch gemeinsam mit den Kommunen
über neue, intelligente Verkehrskonzepte zu
sprechen – in Velden am Wörthersee, das zum
Verband der energieeffizienten Gemeinden
Österreichs gehört, ist dies sogar schon inten-
siv Thema.
Projekt:
Bergweg 3, 9220 Velden a W/S, Sternberg
Bauherr und Architekt:
DI Gerhard Kopeinig,
ARCH + MORE ZT GmbH, 9220 Velden a W/S
Heizwärmebedarf vor Sanierung:
215,8 kWh/m
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Heizwärmebedarf nach Gesamtsanierung:
55,3 kWh/m
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Ohne Anspruch auf Vollständigkeit
BAUSTELLENTAFEL
SEHENSWERTER DACHAUSBAU. Die Mansarde wurde freigelegt und als Wohnraum geöffnet.
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