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TROCKENBAU
Journal 4 2014
PRA X I S
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Fotos: Markus Kaiser, Graz | Bramberger Architects
vor dem neuen Altar an der Nordseite des Lang-
hauses – mit dem mächtigen Pfeiler als „natür-
liche“ Trennung dazwischen.
180-GRAD-DREHUNG
Im Zuge anstehender Sanierungsarbeiten wollte
Dechant Friedrich Weingartmann als neuer
Pfarrer von Paldau die unbefriedigende Raum-
lösung neu organisieren. In enger Abstimmung
mit dem Bundesdenkmalamt, der Kunst- und
Liturgiekommission, dem bischöflichen Bauamt
sowie den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates,
dem Wirtschaftsrat und dem Bauausschuss ent-
wickelte der Grazer Architekt Alfred Bramberger
eine mehr als unkonventionelle Neuausrichtung
Kleine (Bau)Maßnahmen
mit großer Wirkung
Neustrukturierung des Raumkonzepts, Pfarre Paldau
Fast 40 Jahre lang versperrte in der Pfarr-
kirche von Paldau ein denkmalgeschützter
Pfeiler der Gemeinde den Blick auf den Altar.
So lange, dass es die Gemeindemitglieder
selbst schon fast nicht mehr bemerkten.
Bis der neue Pfarrer sein Amt antrat und
gemeinsam mit dem Architekten Alfred
Bramberger „alles auf den Kopf stellte“.
D
ie Pfarrkirche von Paldau in der Ost-
steiermark blickt auf eine lange,
bewegte (Bau)Geschichte zurück.
Das dreijochige Langhaus enthält Reste eines
spätromanischen Vorgängerbaus, der laut bau-
geschichtlicher Bestandsaufnahme bereits um
das Jahr 1200 errichtet worden sein dürfte.
Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Gemein-
de Paldau zur eigenständigen Pfarre erhoben
und die Kirche im gotischen Stil ausgebaut.
Im Spätbarock des ausgehenden 18. Jahrhun-
derts erfolgte eine komplette Umgestaltung, in
deren Rahmen sowohl der Turm als auch die
Seitenmauern des Langschiffes erhöht und ein
sechsteiliges Gratgewölbe errichtet wurde. Die
barockisierte Kirche ist bis heute in weiten
Bereichen erhalten und steht mittlerweile unter
Denkmalschutz. Davon ausgenommen war die
bislang letzte große Erweiterung aus dem Jahr
1974. Neben der Komplettrenovierung wurde
damals die Kirche aus Platzmangel an der Süd-
seite um einen einfachen, rechteckigen Raum
mit offenem Dachstuhl erweitert. Dafür wur-
den zwei Seitenfelder des Langhauses entfernt
und die Kirche zum Anbau hin geöffnet. Der
tragende Pfeiler in der Mitte dieser Öffnung
musste jedoch nicht nur aus statischen, sondern
vor allem aus denkmalpflegerischen Gründen
erhalten bleiben. Lange Zeit feierte man so die
Messe: Die Gläubigen im Zubau, der Priester
180-GRAD-DREHUNG. Im Zuge des Umbaus der Paldauer Pfarrkirche wurde der Zubau
aus den 1970er Jahren um eine Apsis erweitert und die Sitzreihen um 180 Grad gedreht.
NEUORIENTIERUNG. An der Stelle des ehemaligen Seiteneingangs
befindet sich heute der Altar in der neu errichteten Apsis.
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