4 2014
TROCKENBAU
Journal
des Kircheninnenraumes: Die Gläubigen sitzen
nun nicht mehr mit Blick in das mittelalterliche
Langhaus, sondern mit dem Rücken zu diesem
und sehen genau in die entgegen gesetzte Rich-
tung. „Wir haben die Ausrichtung der Sitzreihen
und des Altars um 180 Grad gedreht“, erklärt
Alfred Bramberger. An die Stelle des ehemaligen
Seiteneingangs im Zubau platzierte der Archi-
tekt den Altar. Dafür wurde der rechteckige
Raum um eine halbrunde Apsis erweitert. Der
ehemalige Seiteneingang an der Nordseite Lang-
haus, der rund 40 Jahre hinter dem Hauptalter
verborgen lag, wurde wieder geöffnet und bildet
mit seinem neuen Glasportal jetzt den Haupt-
zugang für die Gemeindemitglieder. „Mit weni-
gen, gezielten baulichen Maßnahmen haben wir
die Raumatmosphäre vollständig verändert. Der
Eingang, die Sitzreihen für die Gemeinde und
der Altar befinden sich nun in einer Achse. Der
mittelalterliche Bestand mit seiner barocken
Umgestaltung wurde von nachträglichen Ein-
bauten bereinigt, der Zubau aus den 1970-er
Jahren um sehr einfache, archetypische Elemen-
te erweitert – eine halbrunde Apsis für den Altar
als Verlängerung des Anbaus und einen Korbbo-
gen darüber, der in der Höhe an das barocke
Gewölbe anschließt“, beschreibt Bramberger das
Konzept der Neugestaltung.
GEWÖLBE AUS GIPS
Der Einbau der neuen Gewölbedecke stellt den
größten baulichen Eingriff dar und verändert die
Raumatmosphäre nachhaltig. Wo bis dato eine
dunkle Holzdecke unter dem Dachgiebel auf
dem Raum lastete, wölbt sich jetzt eine optisch
annähernd halbkreisförmige, weiß gestrichene
Tonne über die Sitzreihen und verleiht dem
Raum optisch mehr Höhe. Verstärkt wird dieser
Effekt durch die LED-Lichtbänder entlang der
Gewölberänder, die die seitlichenWandscheiben
beleuchten und den Raum in ein transluzentes
Licht tauchen. „Dabei sitzt diese als Korbbogen
ausgebildete Konstruktion unter der ursprüngli-
chen Decke, das heißt real haben wir die Raum-
höhe sogar verringert“, erklärt Bramberger. „Die
Konstruktion ist simpel: Zwischen den Pfetten
wurden gebogene Leimbinder gespannt, auf die
Aluminiumprofile aufgeschraubt sind“,
beschreibt Franz Telser vom ausführenden Tro-
ckenbauunternehmenTelser aus dem steirischen
Feldbach den Deckenaufbau. Als Verkleidung
dienen Glasroc F Riflex Gipsplatten mit einer
Dicke von 6 Millimetern, die sich dank Vliesar-
mierung einfach biegen lassen und perfekt an die
Unterkonstruktion anschmiegen. Darüber hin-
aus zeichnen sich Riflex Platten durch ihre
besonders glatte und ebene Oberfläche aus, die
die Herstellung einer streiflichtfreien Gewölbe-
schale gewährleisten. 8,5 breit, 16 Meter lang ist
der Raum darunter und für den Trockenbauer
das bislang größte Gewölbe, das die Firma Tro-
ckenbau Ing. Franz Telser mit den biegsamen
Gipsplatten ausgeführt hat. „Die Trockenbauer
haben höchst präzise gearbeitet und eine perfek-
te Oberfläche hergestellt“, spricht Bramberger
dem Ausführenden seine Anerkennung aus.
Projekt:
Um- und Zubau
Pfarrkirche Paldau
Bauherr:
Pfarre Paldau,
8341 Paldau
Architekt:
Bramberger Architects,
8020 Graz
RIGIPS Fachberatung:
Manfred Krammer
Ohne Anspruch
auf Vollständigkeit
BAUSTELLENTAFEL
VORHER-NACHHER. Die alte, schwere Holzdecke ist einem Gewölbebogen in Trockenbauweise gewichen.
ERLEUCHTET.
Zwei seitliche Lichtschlitze
trennen die neue Apsis vom
alten Zubau und schaffen
gemeinsam mit dem Oberlicht
einen lichtdurchfluteten
Raum, der die neue
Orientierung im Kirchenraum
zusätzlich betont.