DHZ 02/2009 - page 2

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DEUTSCHE
HEBAMMEN
ZEITSCHRIFT 2 |2009
H
ebamme Maria* erhält den An-
ruf einer Frau: Ich bin auf der
Suche nach einer Hebamme,
ich habe viel Gutes über Sie gehört
und würde Sie gerne kennenlernen.
Beim Vorgespräch stellt sich heraus,
dass Frau A. mit der Hebammenbe-
treuung beim ersten Kind unzufrieden
war. Sie erzählt beiläufig, dass sie
schon mehrere Hebammen kontak-
tiert hat und sich in den nächsten
Tagen für eine Hebamme entscheiden
will.
Klare Absprachen und eine langfristige gemeinsame Terminplanung erleichtern die Kooperation und fördern das Zusammendenken im Team
Foto: Markus Heimbach
Hebammenarbeit zwischen
Konkurrenz und Kooperation
Sabine Krauss-Lembcke |
Die Ansprüche wachsen: Nicht nur diejenigen
der betreuten Frauen an die Berufsgruppe der Hebammen. Viele
Hebammen machen sich selbst einen immensen Druck – es sind oftmals
alte weibliche Verhaltensstrategien, die sich permanent wiederholen und
den Berufsstand insgesamt atemlos machen. Irgendwann ist die Luft weg
und Burnout macht sich breit, so dass es immer schwieriger wird, gute
Absprachen zu treffen und Kooperationen mit Kolleginnen einzugehen
Maria wird ärgerlich und würde
diese Betreuung am liebsten absagen.
Auf der anderen Seite traut sie sich
das nicht, denn sie fürchtet um ihren
guten Ruf. An ihrem Wohnort gibt es
sehr viele Hebammen, die außerklinisch
arbeiten und sie empfindet den Konkur-
renzdruck als recht hoch.
Konkurrenz (von lateinisch „con-
currere“: zusammenlaufen, zusammen-
stoßen) bedeutet auch um die Wette
laufen, miteinander in Wettstreit treten.
Die Gesetze der Marktwirtschaft leben
von Konkurrenz, der Beste hat die
größten Chancen zu überleben. Die
ökologische Definition der Konkurrenz
ist das „Streben mehrerer Lebewesen
nach ein und derselben Sache […] die
zur Benachteilung der einzelnen Kon-
kurrenten führt“ (siehe Knauer Lexikon
Seite 4.474).
Breites Beratungsangebot
Was ist das für ein Wettlauf, der in
der Hebammenarbeit stattfindet? Mit
der Änderung der Hebammengebüh-
renordnung 1984 wurde es auch
angestellten Hebammen möglich,
freiberuflich tätig zu werden. In den
letzten 25 Jahren entstanden viele
Hebamenpraxen und Geburtshäuser,
die werdenden Eltern ein breites Be-
treuungsangebot anbieten. Seitdem
freiberuflichkeit & wirtschaftlichkeit
Die Gesetze der
Marktwirtschaft
leben von
Konkurrenz – der
Beste hat die
größten Chancen zu
überleben
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